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in die Küche der Webköche

Versagen die Autokonzerne im Web?

"Mit Vollgas vorbei" und "Das Versagen der Autokonzerne" tituliert die Internetworld (12.2003) auf Seite 36f. eine Fallstudie zu diesem Thema.

Von leeren Versprechen ist die Rede, von nicht sauber funktionierenden Webseiten und von nahezu inhaltsfreien Webseiten - wie bei dem Peugeot 406....

Übertrieben? Wohl eher nicht. So mancher Webauftritt der Hersteller läßt vermuten, dass die gleiche Agentur die für Farbfernseh- ;-) und Kinowerbung zuständig ist, auch die bunten Flashfilmchen und die nervigen Pop-ups für das Web erstellt. So fühlt man sich denn auch fast wie im Kino, wenn man einen dieser Auftritte anwählt. An den echten Informationsbedürfnissen des Besuchers sprich potenteniellen Interessenten mag sowas eher vorbei gehen. Nicht weit hergeholt erscheint die These, man möchte vielleicht eher wissen was ein Highliner-Paket ist? Oder was sich hinter einem der oft kryptrischen 3-Buchstabenkürzeln verbirgt? Warum das Sub-Woofer-Paket nicht mit der geteilten Rücksitzbank zu haben ist? Ob ein "Dual Brake Assist" beim Golf wohl was mit der grauen Tüte im Flugzeugsitz vor einem zu tun hat? Warum die Sonderausstattung wohl unter "Zahlen & Fakten" zu finden ist... Die Fragen des Besuchers scheinen immer mehr zu werden, je länger er auf den Seiten verweilt.

Die alte Kaufmannsweisheit "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler" scheint im Web irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein. Hält die Angst vor dem Zorn der stationären Händler die Autokonzerne tatsächlich davon ab, vernünfitig mit den (Web-)Kundenbedürfnissen im Web umzugehen? Dann müßte der Klick zur Vereinbarung einer Probefahrt oder der Kontaktaufnahme zu einem nahegelegenen Händler ja erst recht funktionieren. Dass die Händler jedoch meist -hmmm unbedarft?- sind, wenn sie solche eMail-Anfragen bekommen, ist auch kein Geheimnis für die vorgehaltene Hand mehr.

Ein bewährtes Mittel ist offenbar auch, den eMail-Kontakt zu erschweren (erspart den Mitarbeitern enorm Zeit - das ist böse geschrieben, ich weiß), in dem man Terrorformulare hinter "Kontakt" setzt und -wie kürzlich Alfa Romeo- auch noch wissen möchte, welches Auto man denn gerade fahre. (Wenn sisch da wigglisch einer meldet, werdde wir ihn seine Daten erst mal konkret abribbe). Wer eine eMail-Adresse mit mehr als 20 Zeichen hatte, konnte noch nicht mal das verraten, weil das entsprechende Eingabefeld nur 20 Zeichen vorsah. Ein Test mit kürzeren eMails hat dann allerdings ergeben -was Wunder- dass der angeforderte Prospekt auch so nicht kam. (Bild: http://www.mario-fischer.de/usability/alfa.jpg)

Da ist also scheinbar noch viel im Argen und laßt uns alle in tiefe Dankbarkeit verfallen, dass man die Webdesigner nicht an die Autos selber läßt. Die Kupplung wäre beim neuen Modell sicher hinter dem Fahrersitz angebracht. Dazu befragt hieße es wahrscheinlich: Nunja, schalten ist nun etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Optik und der Platz im Fußraum des Fahrers ist doch enorm!

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 19:36 | Kategorie: Web-Usability

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