Weblogs Kitchen


...ein humorvoller Blick
in die Küche der Webköche

14.01.05

Webkunden sind dumm und frech...

Zugegeben, das schon ältere Zitat hab ich etwas modernisiert und abgewandelt. Aber sowas in der Richtung muss man sich wohl bei Logitech denken. Dumm, weil sie die Produkte kaufen und frech, weil sie dann auch noch Informationen oder Beschreibungen wollen.

Wir begeben uns also mal in einen normalen Konsumenten und stellen fest, dass unsere Tastatur wohl mal einer Erneuerung bedarf. Vielleicht gleich was Modereres für das Notebook? Also schauen wir mal zu Logitech.de was es so Neues und Nützliches gibt: Ahhh, eine neue Bluetooth Tastatur mit Funkmaus EXTRA für Notebooks. Logitech® diNovo™ Cordless Desktop® for Notebooks, so heißt das Teil und ist scheinbar nicht ganz billig. "Preisgekrönt" steht da auf der Webeits von Logitech. Und es hat "Zero Degree Tilt™" - keine Ahnung was das ist (hab ich auch nicht gefunden), aber es klingt toll! Also her mit dem Teil.

Lange Rede kurzer Sinn: Es funktioniert nicht. Jedenfalls nicht mit Windows XP und Servicepack 2 (also einer aktuellen Windowsinstallation). Der kleine Sender am USB zieht zuviel Strom, die Notebooks machen dicht. Ein wenig Recherche im Web - der Fehler ist bekannt. Auch in der Computerbild wurde anscheinden schon darüber berichtet. Logitech dazu: Preisgekrönt, flexibel. Komfort und Leistung. Kein Wort der Warnung. Warum auch? Hält die Leute nur vom Kaufen ab. Und entlastet den Handel von den vielen Rücknahmen....

Also eine andere Tastatur: Logitech® Cordless Desktop® MX™ 3000. Die hat zwar eine Ladestation dabei, mit der man notfalls einen Einbrecher k.o. schlagen kann, aber was soll´s. Ahhh, ein Menüpunkt. Jetzt kaufen! Ist ja einfach. Antwort vom Logitech-Shop: "Optionid not found" und..."Ihr Warenkorb ist leer. " Also zurück und mal auf "Preis anzeigen" klicken. Ergebnis: "Artikel existiert nicht".

Also in den realen Laden - dort gibt es die Teile natürlich. Schwupps installiert - ohne Probleme. Fein. Browser aufmachen. Surfen. Prima.... Falsche Webseite. Uprs - wo ist denn an der High-Tech-Maus die "Webseiten-Back" Taste? Mein Leben!? Ohne diese Taste hat keine Maus eine Lebensberechtigung und würde völlig zu Recht jeder dahergelaufenen Katze zum jagen frei gegeben. Wozu dienen die beiden kleinen Tasten links an der Maus denn nun? Wieder zu Logitech auf die Seite. Ahhh, hier: "Weitere Informationen". Dort findet man dann auch: "Mit den Daumentasten können Sie mühelos zwischen Webseiten umschalten". Aha. Mühelos. Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe. So mühelos schaffe ich das leider nicht.

Wo ist denn die verflixte Anleitung? "Wie jetzt - Anleitung?" werden sich die Logitech Ingenieure gedacht haben. Wozu braucht man bei einer Tastatur-Mauskombination mit Cruise Control™, MX™-Abtastleistung, MediaLife™-Software, Fast RF-Technologie, iNav™-Tilt-Wheel und Zero Degree Tilt™ noch eine Anleitung? Dafür haben wir nun aber kein Budget mehr. Und tatsächlich, außer einem Faltblatt, wo man welche Stecker wohin steckt, ist auch auf der CD nichts, was den Namen Anleitung verdienen würde. "Mauseigenschaften" sagen Sie? "Dort könnte man die Tasten vielleicht selber programmieren" sagen Sie? Schon ja. Allerdings liegt bei Notebooks dort traditionell das Touchpad und seine Steuerungseinstellungen - die Maus ist nur als Hardwaregerät verwaltbar - nicht aber in ihren Funktionen. Steht ja auch nirgends auf der Verpackung, dass man das bei Notebooks auch einsetzen kann. Also selber schuld. Mail an Logitech? Jetzt werden Sie mal nicht zynisch!

Die Tastatur ist anscheinend etwas gewöhnungebedürftig. Dort wo die Return-Taste bisher auf Logitech Tastaturen war, ist nun die Entfernen-Taste. Also statt eingeben lösche ich gewohnheitsmäßig nun dauernd. Auf der Website steht dazu: "Die Tasten und das Tastaturlayout wurden vollständig umgestaltet und Design und Effizienz deutlich verbessert." Ach so. Nun kann man zwar nicht mehr richtig schreiben, aber das kann man dafür umso ergonomischer tun. Wir Konsumenten wollen aber nicht meckern und müssen froh sein, dass man überhaupt neue Produkte für uns entwickelt.

Irgendwann wird auch mal ein Hersteller auf die Idee kommen, uns Benutzer (ernsthaft, nicht nur um die Marketingdatenbank zu füllen) zu fragen. Irgendwann. Dann wird er sicher auch feststellen, dass wir nicht 12 unterschiedliche Mäustypen mit 35 unterschiedlichen Farben wollen, sondern z. B. lieber nur 3 Typen, aber in verschiedenen Größen! XL oder S. Für die großen Bratpfannenhände der Männer und für zierliche wunderdingevollbringende Frauenhände. Oder die XS-Ausführung für Kinder? "Gute Idee" meint Ihr Mausentwickler da draußen in der Welt? Ach kommt - so ignorant könnt ihr doch nicht gewesen sein oder? Oder doch?

Und ich hoffe, nein ich bete inständig, dass keiner von den Mausergonomen (damit meine ich nicht die Form!) je zu einem Autohersteller wechselt. Ich will als Fahrer keinen freien Fußraum und die Pedale hinter dem Rücksitz - hört Ihr? Auch wenn´s schöner ausschaut und man dann bequemer sitzen kann!

Fazit: Noch immer ist Online-Einkaufen und das Einholen der damit verbundenen notwendigen Informationen ein Graus. Die Hersteller wollen einfach nicht begreifen, dass es nicht reicht, die sowieso auch schon auf der Verpackung zu dürftig geratene Produktbeschreibung einfach auf die Webseiten abzupinseln. Und sie wollen nicht begreifen, dass es mehr als blöde wirkt, wenn ein Online-Shop eines Herstellers (!) die eigenen Produkte nicht nur nicht vorrätig hat, sondern noch nicht einmal kennt.

E-Commerce im Jahre 2005. Alle sagen er boomt und gedeiht. Also dann offenbar trotzdem. Mann o mann - nicht auszumalen was passiert, wenn die Hersteller ihren Job im Web dann auch noch ernst nehmen und richtig machen. Dann -aber erst dann- muss sich der stationäre Handel warm anziehen. Noch sehe ich da aber keine sooo große Gefahr....

Es grinst,
Mario Fischer

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 10:52 | Kategorie: Tipps und Hinweise

04.01.05

Poppen im Web ist unangebracht...

"Ja ich weiß was Sie jetzt denken..." pflegte unser guter Privatdetektiv Magnum immer laut zu denken, wenn er bewußt augenscheinlich dumme Dinge tat. So geht es mir auch bei der Überschrift dieses Blogs - aber so ein Wortspiel darf man sich doch nicht entgehen lassen - Aufmerksamkeit ist das Geld im Web. Und gute Überschriften erzeugen Aufmerksamkeit - oder? Schließlich lesen Sie hier.

Nun zur Sache mit dem Poppen. "Fast jedes zweite Pop-up wird geblockt" so vermeldet Golem heute. Für die Nicht-Eingeweihten: Pop-up´s sind die kleinen, zusätzlichen Browserfenster, die oft ungefragt aufgehen. Die Werbewirkung dieser Bildschimpest wird ja schon länger bezweifelt. Aber so lange Wertbetreibende wie T-Online & Co. Geld dafür geben, dass wir ungewollt täglich für die "Wieder-schnell-zuklicken"-Weltmeisterschaft trainieren (müssen), wird uns das Zeug wohl erhalten bleiben. Natürlich gab es schnell ein Gegenmittel: Sogenannte Pop-up-Blocker im Browser oder in Zusatzprogrammen integriert. Mit viiiiel Konfigurationsmöglichkeiten, welcher Domain man wann welches Pop-up erlaubt oder verbietet....

Logisch, dass die Wenigsten so tief in die Konfiguraitonswirren hinabgestiegen sind - verstehen sie doch häufig noch nicht einmal, über was die zum Teil wirren Menübezeichnungen überhaupt nütze sind. Nur wenige Browser wie der neue Firefox erklären auch immer gleich, was etwas bedeutet - und zwar genau an der Stelle, wo man die Info braucht und nicht irgendwo auf S. 17ff in der Hilfe.

Lange Rede, kurzer Sinn: Was zu erwarten war ist eingetreten: Man blockiert Pop-ups einfach alle. Was das mit Usability zu tun hat? Eine ganze Menge! Denn nicht wenig Webseiten setzen z. B. für Detailinfos Pop-up-Fenster ein. Oder zum Anmeldeformular des eigenen Newsletters. Oder für die Anfahrtsskizze. Halt immer dann, wenn man irgendeine Zusatzinfo unterbringen wollte, ohne die Navigation zu komliziert zu machen. War auch eine tolerable Idee. Ist sie nun leider nicht mehr. Was für die Bedienung und Übersichtlichkeit einer Website vielleicht einst gut war, haben uns die Werbe-Pop-ups nun genommen. Sie haben die Blockierfunktionen quasi erzwungen und damit die eigentlich gewollten oder erlaubten Pop-ups als Informationsträger instabil gemacht.

Wer also bei seinen Webseiten noch mit Pop-up-Fenstern arbeitet, sollte dies schnellstens überdenken. Bei den meisten Besucher (konkret offenbar derzeit 49%) können diese Fensterchen nicht mehr angezeigt werden. Sie müssen sich das so vorstellen: Da sitzt ein Besucher an Ihrer Website und klickt z. B. auf "Detailinfos zum Produkt". Nix passiert. Er klickt wieder und wieder. Nix passiert. Dass der kleine Pop-up-Blocker-Zähler irgendwo im Browser bei jedem Klick um eins erhöht wird, bekommt er nicht mit. (Nicht weil er doof ist, sondern weil er oft schlicht nicht weiß, was das überhaupt bedeutet!). Irgendwann ärgert er sich. Vielleicht schreibt er Ihnen eine Mail. Aber nur vielleicht und sicher nur sehr, sehr selten. Die nächste aus seiner Sicht (!) funktionierende Webseite liegt dank Google wirklich nur diesen einen Mausklick entfernt...

Also: Pop-up-Fenster raus! In einen benutzerfreundlichen Webauftritt haben sie nichts mehr verloren. Und wer mit solchen Pop-ups derzeit noch Geld verdient: Jetzt is eh schon worschd - also einfach weitermachen. Die Zahlen werden zwar sinken, aber das Geld wird nicht stinken ;-)

Es grinst,
Mario Fischer

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 13:35 | Kategorie: Web-Usability