Weblogs Kitchen


...ein humorvoller Blick
in die Küche der Webköche

21.01.06

Er muss sich noch einpendeln...

... sagt Rüdiger Odenbach, Head of Sales bei Sony Ericsson. Mit "er" meint er den Online-Handel. Als erstes betont Herr Odenbach, dass man darauf achten müsse, dass sich die Absatzkanäle nicht kannibalisieren. Das soll wohl bedeuten, dass man Online so machen muss, dass man Offline ja nicht weniger verkauft.

NUN WIRD MIR EINIGES KLAR!

Ich dachte bisher, dass die schlechte Usability der Sony-Sites einfach nur die Ignoranz gegenüber den einfachsten Besucherbedürfnissen widerspiegelt. Jetzt lese ich in der aktuellen Ausgabe von "Internethandel 23/24", dass dies Absicht ist?! Clever gemacht.

Wer also Angst hat, dass Online zu gut laufen könnte, der kann sich hier eine dicke Scheibe abschneiden. Fehlende Webseiten, falsche Beschreibungen, fehlende Erklärungen, "Multibrand"-Fernbedienungen, französische Windowsversionen im deutschen Shop unterschieben, statt gesetzeskonform über das Rückgaberecht aufzuklären lieber mit einer "Sony-Rückgabenummer, sonst geht nix" Abschreckung betreiben, statt Datenblätter nur 404-er Fehlerseiten auswerfen, Akkulaufzeiten zwar von 2,4 auf 8 Stunden "verzweifachen" (O-Ton Sony), aber nicht verraten, für welches Notebook der Akku passt.... undundund. Die Liste ist lang und sorgt bei Vorträgen immer wieder für Tränen in den Augen der Zuhörer (kein Witz - am meisten wird am Ende gelacht, wenn man sieht, dass die Zeitschrift "Tomorrow" die Sony-Site als "best of internet" gekürt hat). Weil sie so multimedial ist. Was ein CMDZ5 (so groß wie eine Kreditkarte!) oder 4D (Discover what you are missing) bleibt aber dann der Selbsterkundungsfähigkeit des Besuchers überlasssen. Aber bunt ist es schon. Und flashig. Wie richtige Farbfernsehwerbung. Wenn man dann noch sieht, dass "service" als Navigationspunkt klein geschrieben wurde, mag man an einen Zufall gar nicht mehr glauben.

Werfen wir nochmal einen Blick zu Rüdiger Odenbach: "Datenschutz und sichere Übertragung sind weitere Punkte, die häufig als Hemmschwelle gesehen werden". Genau richtig! Das sind Punkte, die von den Herstellern bzw. Shopbetreibern immer wieder dafür herhalten müssen, dass die Konversionsrate (als Verhältnis Besucher zu Käufern) so erstaunlich niedrig ist.

Man stelle sich vor: Der vermeintliche Kunde macht seinen Einkaufskorb voll, geht zur virtuellen Kasse und liest dann die Datenschutzbestimmungen. Dort muss dann wohl stehen "wir verhökern Ihre intimsten Einkaufsdaten!", damit das Angstszenario Fleisch wird und der Mausfinger jetzt auf "Browser-schließen" klickt. Unwahrscheinlich? Na, dann muss es wohl die fehlende "sichere Übertragung" sein. Der potentielle Käufer sucht also nach dem "Vorhängeschloß-Symbol" in der Browserzeile (wo ist das Teil bei Firefox eigentlich?) oder achtet streng auf das zusätzliche "s" in der Browser-Adresszeile. Fehlt sie, bricht er -outch- sofort ab. Glaubt Ihr diesen Unsinn wirklich, liebe Hersteller? Glaubt Ihr allen Ernstes, der normale (!) Besucher kann diese Unterscheidung treffen und weiß überhaupt, dass es die Untscheidung in "unsicher" und "sicher" überhaupt gibt?

Wenn man im Usability-Labor sieht, welche Probleme sogar Akademiker alleine mit der "Aufsteigend/Absteigend sortieren" Funktion haben... Näää. "SSL"? Die Geeks wurden schon als Kinder bei dieser Abkürzung heiß - aber nur, weil sich dahinter im Pausenhof "sichtbare Slip-Linie" als Geheimcode verbarg...

Vielleicht sollte man Herrn Odenbach einfach mal dazu verdonnern, ein paar gar nicht so selten auftretende echte Probleme von Kunden auf den Sony-Webseiten lösen zu MÜSSEN. Normale Alltagsaufgaben wie einen Ansprechpartner zu finden oder einen Ersatzakku? Oder mit AMEX-Karte zu zahlen (wie es in den AGBs steht, aber auf der Webseite nicht machbar ist)? Vielleicht ergänzt er seine Liste potentieller Hemmnisse für den Onlinehandel dann um das der einfachen Benutzbarkeit und Verständlichkeit von Webseiten. Der "Usability". Vielleicht das grundlegendste Hemmnis bei Sony? Nein. Nicht vielleicht - bestimmt sogar!

Es grinst,
Mario Fischer

Nachtrag: Die PR-Managerin von Sony-Ericsson hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Sony-Ericsson eigene, vom Sony-Mutterkonzern unabhängige Webseiten betreibt (Rüdiger Odenbach gehört zu Sony-Ericsson). Das ist richtig. Und der Ehrenrettung halber sei gesagt, dass man dort sehr viel leichter Produkte bzw. Informationen dazu findet, als bei Sony selbst. Gut für Sony-Ericsson, aber noch immer schlecht für Sony. Vielleicht sollte man sich dort mal näher ansehen, was die eigenen Töchter besser machen...

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 09:43 | Kategorie: Web-Usability

04.01.05

Poppen im Web ist unangebracht...

"Ja ich weiß was Sie jetzt denken..." pflegte unser guter Privatdetektiv Magnum immer laut zu denken, wenn er bewußt augenscheinlich dumme Dinge tat. So geht es mir auch bei der Überschrift dieses Blogs - aber so ein Wortspiel darf man sich doch nicht entgehen lassen - Aufmerksamkeit ist das Geld im Web. Und gute Überschriften erzeugen Aufmerksamkeit - oder? Schließlich lesen Sie hier.

Nun zur Sache mit dem Poppen. "Fast jedes zweite Pop-up wird geblockt" so vermeldet Golem heute. Für die Nicht-Eingeweihten: Pop-up´s sind die kleinen, zusätzlichen Browserfenster, die oft ungefragt aufgehen. Die Werbewirkung dieser Bildschimpest wird ja schon länger bezweifelt. Aber so lange Wertbetreibende wie T-Online & Co. Geld dafür geben, dass wir ungewollt täglich für die "Wieder-schnell-zuklicken"-Weltmeisterschaft trainieren (müssen), wird uns das Zeug wohl erhalten bleiben. Natürlich gab es schnell ein Gegenmittel: Sogenannte Pop-up-Blocker im Browser oder in Zusatzprogrammen integriert. Mit viiiiel Konfigurationsmöglichkeiten, welcher Domain man wann welches Pop-up erlaubt oder verbietet....

Logisch, dass die Wenigsten so tief in die Konfiguraitonswirren hinabgestiegen sind - verstehen sie doch häufig noch nicht einmal, über was die zum Teil wirren Menübezeichnungen überhaupt nütze sind. Nur wenige Browser wie der neue Firefox erklären auch immer gleich, was etwas bedeutet - und zwar genau an der Stelle, wo man die Info braucht und nicht irgendwo auf S. 17ff in der Hilfe.

Lange Rede, kurzer Sinn: Was zu erwarten war ist eingetreten: Man blockiert Pop-ups einfach alle. Was das mit Usability zu tun hat? Eine ganze Menge! Denn nicht wenig Webseiten setzen z. B. für Detailinfos Pop-up-Fenster ein. Oder zum Anmeldeformular des eigenen Newsletters. Oder für die Anfahrtsskizze. Halt immer dann, wenn man irgendeine Zusatzinfo unterbringen wollte, ohne die Navigation zu komliziert zu machen. War auch eine tolerable Idee. Ist sie nun leider nicht mehr. Was für die Bedienung und Übersichtlichkeit einer Website vielleicht einst gut war, haben uns die Werbe-Pop-ups nun genommen. Sie haben die Blockierfunktionen quasi erzwungen und damit die eigentlich gewollten oder erlaubten Pop-ups als Informationsträger instabil gemacht.

Wer also bei seinen Webseiten noch mit Pop-up-Fenstern arbeitet, sollte dies schnellstens überdenken. Bei den meisten Besucher (konkret offenbar derzeit 49%) können diese Fensterchen nicht mehr angezeigt werden. Sie müssen sich das so vorstellen: Da sitzt ein Besucher an Ihrer Website und klickt z. B. auf "Detailinfos zum Produkt". Nix passiert. Er klickt wieder und wieder. Nix passiert. Dass der kleine Pop-up-Blocker-Zähler irgendwo im Browser bei jedem Klick um eins erhöht wird, bekommt er nicht mit. (Nicht weil er doof ist, sondern weil er oft schlicht nicht weiß, was das überhaupt bedeutet!). Irgendwann ärgert er sich. Vielleicht schreibt er Ihnen eine Mail. Aber nur vielleicht und sicher nur sehr, sehr selten. Die nächste aus seiner Sicht (!) funktionierende Webseite liegt dank Google wirklich nur diesen einen Mausklick entfernt...

Also: Pop-up-Fenster raus! In einen benutzerfreundlichen Webauftritt haben sie nichts mehr verloren. Und wer mit solchen Pop-ups derzeit noch Geld verdient: Jetzt is eh schon worschd - also einfach weitermachen. Die Zahlen werden zwar sinken, aber das Geld wird nicht stinken ;-)

Es grinst,
Mario Fischer

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 13:35 | Kategorie: Web-Usability

15.09.04

You don't have the latest version of Macromedia Flash Player.

Izito? Izito.com!

Dahinter verbirgt sich kein heftiger Nieslaut aus Japan, nein - es ist eine weitere "noch-noch" Suchmaschine. Weil es ja noch immer nicht genügend davon gibt, kommt alle paar Wochen ein neuer Aspirant an den Start um gegen Google & Co. anzutreten.

Diesmal hat man sich allerdings wohl den funktionalen Overkill vorgenommen. 3 Spaltendarstellung, an- und abwählbare Suchfeatures und ein "abgestürztes" Mausrad... Aber das wäre noch nicht genug, um das genaue Gegenteil der Minimalst-Oberfläche von Tante Google antreten zu lassen. Die meisten Besucher werden von einer Active-X-Warnung überrascht und lesen dann:

You don't have the latest version of Macromedia Flash Player.... und: Why not download and install the latest version now?

Nun, ich denke wir wissen why not. Eine Suchmaschine mit Flash? Und dann noch die allerneueste Version. Irgendwie die Krönung oder? Wie heißt es doch so schön: Gehen Sie in das Gefängnis. Begeben Sie sich direkt dort hin. Ziehen Sie nicht über Los. Streichen Sie nicht 4.000 Mark ein.

Und hinterher will es vorher wieder keiner gewußt haben. Ein paar Großeltern sind ihre sauer verdienten Generationen-Ersparnisse los, die sie ihren überambitionierten Tekkie-Enkeln (Das wird der Renner Oma!) guten Glaubens geliehen haben. Und Google hat 0,00012% Nutzer mehr, die in der Neugierigphase fremdgegangen sind. Ob ein Suchmaschinen Monopol nun gut oder schlecht ist sei dahingestellt, aber SO macht man keine Wettberbsfässer auf, liebe Izitos...

Wie beruhigend mögen solche Usability-Monster auf die Googlegründer Brin und Page wohl wirken? Es ist sicher Baldrian auf ihre geschundenen Börsengangsseelen...

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 20:43 | Kategorie: Web-Usability

03.09.04

Was ist wohl "Servotronic"?

Hmmm, dass Car Configuratoren weniger standfeste Zeitgenossen an den Rand der Abhängigkeit von Dronabinol bringen können wissen wir. Hatten wir hier im Weblog auch schon...

Aber was ist ein oder eine Servotronic? Wir konfigurieren uns also gerade einen der neuen 5er BMW und erfahren beim Klick auf das Fragezeichen bei Servotronic:

"Servotronic: Enthalten in SA 217 'Aktivlenkung'. Für M5 mit 2 Kennlinien, umschaltbar in Abhängigkeit vom EDC Modus.
Ausstattungscode: S0216"

Für 230.- € klingt das doch recht spannend... Also rein in den "Warenkorb" damit. Outch! Jetzt wird´s anstrengend. Erforderlich für das Hinzufügen von Servotronic ist das Entfernen von Aktivlenkung - so belehrt mich der Configurator nun. Um Aktivlenkung aber zu entfernen ist es erforderlich, Dynamic Drive hinzuzufügen... - Man ahnt es: Um Dynamic Drive hinzufügen zu können, muss aber das M-Sportpaket entfernt werden... Und natürlich wird nun wieder eine der Edelholzausführungen zur Auswahl fällig.

Kaum zu beschreiben und noch schwerer zu glauben (daher hier ein Screeshot). Wenigstens wird durch die 230.- € schwere Servotronic (was auch immer das ist) das Auto nun glatte 1.170.- € billiger.

BMW meint: Freude am Fahren. Mir huscht über die Lippen: Freude am Sparen... Habt Ihr noch mehr solche Extras auf Lager?

Warum aber mit 2 Kennlinien und umschaltbar in Abh. vom EDC Modus..? Und: Wie kommen die "Rasen betreten verboten"-Schilder mitten auf den Rasen?
Fragen über Fragen....

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 15:55 | Kategorie: Web-Usability

12.04.04

Animationen - oder: der Zappelphilipp

Autsch: Cokin.com

Einer der bedeutendsten Filterhersteller der Welt, die Firma Cokin zeigt gleich auf Ihrer Startseite ein wirklich abschreckendes Beispiel für Webdesign, das die Grenze des Erträglichen weit hinter sich gelassen hat.

Was will man mit einem Webauftritt? werden Sie fragen. Aufmerksamkeit? Na klar. Und da Ertrinkende zu recht heftig mit den Armen fuchteln, statt still auf Rettung zu hoffen.. kann da der Beweis abgeleitet werden, dass "Bewegung=Aufmerksamkeit"? Wieder: Na klar. Wenn ich allerdings am Strand von Malibu Beach sitze und die F.A.Z. lesen möchte, stört das Gefuchtel der Nichtschwimmer doch etwas... Im Ernst: Bewegung zieht Aufmerksamkeit, aber sie bindet sich auch und ein konzentriertes Lesen oder Weiterlesen der ohnehin schlecht lesbaren Webinhalte wird durch Fuchtel-Harry-Bilder doch seht beeinträchtigt.

Das hat auch eine leicht erklärbaren Hintergrund: Unser Auge "sieht" mit zwei völlig unterschiedlichen Systemen! Mit dem sog. zentralen und mit dem peripheren System. Das zentrale hat den Focus auf die Bildmitte - dort "lesen" und erkennen wir mit hoher Detailtreue, -auflösung und wenig Bewegungsempfindlichkeit. Das perihere System "sieht" Informationen um das Blickzentrum herum und hilft, den Blickverlauf des zentralen Systems zu steuern. Es "scannt" also ständig um den Fixationspunkt des zentralen Systems herum was es gibt und wo Interessantes vermutet wird. Es lenkt den Blick und damit die Aufmerksamkeit über eine Art Orientierungsreflex. Klar, dass das nur über eine hohe Bewgungsempfindlichkeit machbar ist. Beide Systeme verschmelzen in unserem Kopf zu einem Bild - in Wirklichkeit erfüllen sie natürlich unterschiedliche Aufgaben.

Was haben nun das periphere System und der Zappelphilipp auf Webweiten zu tun? Sie ahnen bereits: Eine ganze Menge! Was ursprünglich von der Natur via Darwin als positives Selektionsmerkmal unterstützt wurde, stört hier nun. Schnelle Reaktion auf Gefahren - früher am Lagerfeuer waren das anschleichende Zeitgenossen aus der Nachbarhöhle, heute der Tanklastzug von rechts- dürfen keine Zeit brauchen - das periphere erteilt dem zentralen System einen eindeutigen Befehl: oben rechts spielt die Musik!

Genau das macht Meister Blinkebanner auf Webseiten: Er macht es unmöglich, sich RICHTIG auf andere Dinge zu konzentrieren. Weil es wie wir gesehen haben wider der Natur ist und die Erklärung dazu jeder Biologe schon im ersten Semester lernt.

Warum nicht auch Webmaster?

Wir merken uns. Das direkte Ansehen bzw. Fixieren eines bewegten Objektes wirkt nicht unruhig und auch nicht störend. Erst wenn es AUS dem zentralen Bilckpunkt rückt, greift die Natur ein - es könnte ja doch ein Tanklaster von rechts sein. Also öfter mal daneben sehen...!

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 19:10 | Kategorie: Web-Usability

12.03.04

Nein, nein, nein - sie lesen nicht

Immer wieder kommt die Frage und immer wieder ist die Anwort dieselbe. Wie lesen Besucher Webseiten? Gar nicht. Nein, sie tun es einfach nicht. Was sich selbst in Fachkreisen schon rumgesprochen hat, ist bei Unternehmen, die ihre Webseiten textlich selbst bestücken möchten noch immer weitgehend unbekannt: Nein, Besucher lesen keine Texte!

Naja... ab und an schon. Und zwar zur Orientierung auf der Suche nach ihrem individuellen Ziel. Dabei werden Texte überflogen - besser: gescannt. Dabei erfassen die Augen ganze Sätze und gleiten in Schritten (Sakkaden) über den Text. Das Landesinstitut für Erziehung und Unterricht in Stuttgart hat das einmal bildlich dargestellt (hier ansehen). Wen das noch immer nicht so richtig überzeugt, der möge den folgenden Text durchsehen und versuchen, den Sinn zu erfassen:

Wie leesn Behecsur enlnizee Sätze auf Webietsen? Enie nuee Stidue der Cmabridge Uinervtistät ziegt, dsas die Riehenfloge der Bcuhstbaen raitlev eagl ist. Hahpstcaue der etsre und der ltzete Btchuasbe setehn an der reciigthn Sltele - dwizhacsen knan bleieibg gatcesuht wedren! Geaulbn Sie das?

Da haben wir aber ordentlich die Wechsstaben verbuxelt. Aufmerksame "Sanner" unter Ihnen haben sicher bemerkt, das man den Text um so besser versteht, um so schneller man liest. Hexenwerk?

Wer noch immer nicht überzeugt ist, kann hier online selbst Textbuxeln vertauschen lassen. Man gibt dort einen beliebigen Text ein und außer den Anfangbuchstaben werden alle "Innenbuchstaben" zufällig vertauscht. Wer zuviel so verschwurbelten Text konsumiert, bei dem wird möglicherweise nach einiger Zeit die Einnahme schwerer Psychopharmaka notwendig - verstehen läßt sich das Buchstabenroulette aber meist trotzdem ohne Probleme. Die Entdeckung geht auf Graham Rawlinson zurück, der dieses Phänomen 1976 in seiner Dissertation beschrieb und untersuchte. Seither wird sie im Web fälschlicherweise verschiedenen Universitäten zugeschrieben.

Wenn wir nach der Erkenntnis dieses "Scanvorgangs" noch berücksichtigen, dass Text am Bildschirm nur ca. 25% langsamer gelesen werden kann, muss man kein Prophet sein: Lesen im Web (sprich am Bildschirm) macht einfach keinen Spaß. Das Leuchten zwischen den Buchstaben (anders als auf Papier) ermüdet zudem die Augen. Was können wir daraus lernen?

Eigentlich profan: Wenig Text schreiben, anschließend die Hälfte wegkürzen. Dann einen Tag liegen lassen und nochmal um ein Drittel kürzen. Jetzt noch Schlüsselbegriffe in Absätzen fett machen, weil das den Scanvorgang erleichtert und... ja und... dann nicht frustiert sein, wenn der Test zwischen den fetten Worten dann doch meist nicht gelesen wird.

Nun gut - ein paar Besucher lesen ihn schon, aber nur wenn er für sie (Selbststeuerung!) interessant erscheint und nur, wenn er nützlich ist.

Ich hoffe, der Text hier war nützlich... ;-)

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 13:13 | Kategorie: Web-Usability

09.03.04

Nachtrag: Audi noch schlimmer...

Horch!

Der erste Kommentar zum Vau Weh Beitrag ist schon eingetrudelt...

Man erfährt also, dass Audi auch nicht besser wäre. Der neue A6 als Diesel mit Standard-Innenpolster im Konfigurator gewählt...

Schwerer Fehler, weil -Zitat Konfigurator-:
"Ihr Ausstattungswunsch weicht leider von unseren aktuellen Ausstattungskombinationen ab. Bitte entscheiden sie sich durch einen Klick auf "zuwählen" für ein weiteres Ausstattungsmerkmal oder machen Sie durch "abwählen" eine bereits getroffene Entscheidung rückgängig."

Wir haben Serienausstattung gewählt. Hmmm. Also gut, dann eben was "zuwählen" (blödes Wort). Bringt uns dann:
"Ihr Ausstattungswunsch weicht leider von unseren aktuellen Ausstattungskombinationen ab. Bitte entscheiden sie sich durch einen Klick auf "zuwählen" für ein weiteres Ausstattungsmerkmal oder machen Sie durch "abwählen" eine bereits getroffene Entscheidung rückgängig."

Also hier geht´s auch definitiv nicht weiter... Bleibt nur zu vermuten, dass keiner dieses Auto kauft und daher auch niemand merkt, dass es nicht geht. Oder, dass es Audi noch gar nicht selber probiert hat, das Auto online zu konfigurieren. Oder dass Audi pelzig auf Hinweise reagiert. Oder dass es den potentiellen Käufern wurscht ist, sie nix sagen und halt einfach zum Händler laufen.

Liebe Audianer: Alle genannten Möglichkeiten sind schlecht

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 14:59 | Kategorie: Web-Usability

06.03.04

OK, auch nicht in die Metro...

Nach der Abwehr von Karstadt - vielleicht in die Metro? Die haben auch Videorekorder. Haben die noch offen? Kein Problem: www.metro.de und schnell die Öffnungszeiten gecheckt. Denkste Puppe.

Die Metro-Seite muss man sich einfach mal geben. Lautsprecher aufdrehen, zurücklehnen und dem Bontempi-Sound lauschen.

Achtung - das ist der größte europäische Handelskonzern! Bitte etwas mehr Respekt!

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 18:13 | Kategorie: Web-Usability

24.02.04

Versagen die Autokonzerne im Web?

"Mit Vollgas vorbei" und "Das Versagen der Autokonzerne" tituliert die Internetworld (12.2003) auf Seite 36f. eine Fallstudie zu diesem Thema.

Von leeren Versprechen ist die Rede, von nicht sauber funktionierenden Webseiten und von nahezu inhaltsfreien Webseiten - wie bei dem Peugeot 406....

Übertrieben? Wohl eher nicht. So mancher Webauftritt der Hersteller läßt vermuten, dass die gleiche Agentur die für Farbfernseh- ;-) und Kinowerbung zuständig ist, auch die bunten Flashfilmchen und die nervigen Pop-ups für das Web erstellt. So fühlt man sich denn auch fast wie im Kino, wenn man einen dieser Auftritte anwählt. An den echten Informationsbedürfnissen des Besuchers sprich potenteniellen Interessenten mag sowas eher vorbei gehen. Nicht weit hergeholt erscheint die These, man möchte vielleicht eher wissen was ein Highliner-Paket ist? Oder was sich hinter einem der oft kryptrischen 3-Buchstabenkürzeln verbirgt? Warum das Sub-Woofer-Paket nicht mit der geteilten Rücksitzbank zu haben ist? Ob ein "Dual Brake Assist" beim Golf wohl was mit der grauen Tüte im Flugzeugsitz vor einem zu tun hat? Warum die Sonderausstattung wohl unter "Zahlen & Fakten" zu finden ist... Die Fragen des Besuchers scheinen immer mehr zu werden, je länger er auf den Seiten verweilt.

Die alte Kaufmannsweisheit "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler" scheint im Web irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein. Hält die Angst vor dem Zorn der stationären Händler die Autokonzerne tatsächlich davon ab, vernünfitig mit den (Web-)Kundenbedürfnissen im Web umzugehen? Dann müßte der Klick zur Vereinbarung einer Probefahrt oder der Kontaktaufnahme zu einem nahegelegenen Händler ja erst recht funktionieren. Dass die Händler jedoch meist -hmmm unbedarft?- sind, wenn sie solche eMail-Anfragen bekommen, ist auch kein Geheimnis für die vorgehaltene Hand mehr.

Ein bewährtes Mittel ist offenbar auch, den eMail-Kontakt zu erschweren (erspart den Mitarbeitern enorm Zeit - das ist böse geschrieben, ich weiß), in dem man Terrorformulare hinter "Kontakt" setzt und -wie kürzlich Alfa Romeo- auch noch wissen möchte, welches Auto man denn gerade fahre. (Wenn sisch da wigglisch einer meldet, werdde wir ihn seine Daten erst mal konkret abribbe). Wer eine eMail-Adresse mit mehr als 20 Zeichen hatte, konnte noch nicht mal das verraten, weil das entsprechende Eingabefeld nur 20 Zeichen vorsah. Ein Test mit kürzeren eMails hat dann allerdings ergeben -was Wunder- dass der angeforderte Prospekt auch so nicht kam. (Bild: http://www.mario-fischer.de/usability/alfa.jpg)

Da ist also scheinbar noch viel im Argen und laßt uns alle in tiefe Dankbarkeit verfallen, dass man die Webdesigner nicht an die Autos selber läßt. Die Kupplung wäre beim neuen Modell sicher hinter dem Fahrersitz angebracht. Dazu befragt hieße es wahrscheinlich: Nunja, schalten ist nun etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Optik und der Platz im Fußraum des Fahrers ist doch enorm!

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 19:36 | Kategorie: Web-Usability

Man steht nicht nur dumm da, man steht davidoff...

Hmmm, Weihnachten stand gerade noch vor der Tür. Diesmal nicht zu spät sein. Wie wäre es mit ein paar rauchenden Accessoires für Papa? Schnell zur Website von Davidoff.

Ein Traum in Leberwurstbraun schlägt einem mitten ins Gesicht
(Bild: http://www.mario-fischer.de/usability/davidoff.jpg ). Im ersten Moment möchte man fluchtartig den Bildschirm verlassen und nachsehen, was dagegen wohl noch im Arzneischrank ist. Als das Taubheitsgefühl wieder nachgelassen hat, stellte ich mir ganz ernsthaft die Frage, wieveil Schadensersatz die Davidoffer wohl aus der Webagentur herausschlagen konnten. Auch eine Möglichkeit mit "online" Geld zu machen. Mit dem Shop hier geht das jedenfalls sicher nicht. Von der Optik zertretener Maikäfer ganz abgesehen... Die "0" hinter der Stückzahl im Mengenfeld macht einen schon stutzig.

Wer dort online shoppen möchte, steht nicht nur dumm da, er steht davidoff. The more you know... umso more läßt man das einkaufen wohl dort besser sein.

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 19:34 | Kategorie: Web-Usability

Web-Flash Gordon approaching...

Akademie.de heute in Ihren "Seitenblicken" -übrigens sehr empfehlenswert, insb. der Newsletter!- schlicht mit:
"So präsentiert sich eine flash-orientierte Medien-Agentur" auf den folgenden URL verlinkt: http://www.bartenbach.de/boyscamp/index_flash.htm. Das ist Grund genug, die Site ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen!

Ein wahress Feuerwerk an Animation und endlich mal was für die sonst so oft unbenutzen Brüllwürfel neben dem PC. Wer länger forscht, findet auch ein paar Ostereierlinks (die heißen so, weil man sie wie Ostereier durch Abfahren des gesamten Screens mit der Maus suchen muss) zum Content. Aha, verstanden. Kurze Suche nach Referenzen... Bissi suchen, Aha dort ein Link: Dann neues Fenster, neues Flash. Doch doch, es gibt ein "skip intro", allerdings -nachdem es wahrscheinlich zu oft geklickt wurde- klein und gut versteckt. Suchma ma. Eindrucksvoll! Daimler-Chrylser? Noch eindrucksvoller. Und was dort genau? Bissi suchen, Aha, zwei Printanzeigen entworfen. Hmmm, eindrucksvoll? Eindrucksvoll, dass Daimler-Chrysler sich nicht nicht zur Buntfilmwerbung im Netz hinreißen ließ... (Pfuhhh)

Über den Einsatz von Flash wird ja viel diskutiert. Aus Sicht der Benutzer eher selten. Gehen Sie mal in sich. Wirklich tief rein. Mögen Sie die bunten Hüpf-Lauf-auf-zu Filmchen als Eintrittshürde vor Webseiten? Gut - vielleicht das erste Mal. Beim zweiten Mal? Und immerimmerimmer wieder? Irgendwie wird man seltsam entspannt, wenn man den Browser des obigen Links wieder geschlossen hat und Stille einkehrt. Warum müssen Webseiten auch tönen? Will man den Besucher ins Swingen versetzen (Summsumm, kauf ich!) und warum gibt es noch keinen Ton mit "Welcome to the first Sex-Site with sound..."? Wäre doch für Großraumbüros ein guter Sport (wie schnell bekomme ich den Mantel über die Lautsprecher oder doch lieber Reset? Halt, hat der PC ja gar nicht mehr). Man wird dort (auf den Sex-Sites without sond) schon genau wissen warum.

Google hat übrigens seine liebe Mühe mit den Unternehmessites, die sich zu verflashten Seiten überredet haben lassen. Sie (Google ist weiblich..;-) kann die Inhalte nicht lesen und damit auch niemandem der danach sucht Auskunft geben. Man experimentiert gerade, wenigstens Flash-Links interpretieren zu können - was wenig nutzt, wenn der Inhalt trotzdem bildhaften Fernsehwerbungscharakter hat. Vielleicht besser so, denn Informationen findet man dort meist eh nicht - eher schon die unterschwellige Botschaft: Schau mal meine Seiten an, Bouah oder?

Es heißt ja auch, man könne mit Flash auch vernünftige Sachen machen, intuitive Navigationen zum Beispiel. Nur zu - zeigt mal her. Saturn-Hansa hat das schon versucht. Das Ergebnis war eine davonlaufende Navigation (kein Witz), die sich immer in die andere Richtung als die Maus bewegt hat - wabernde Untermenüs inclusive. Etwa 2 Monate war das am Netz - dann hat man es eingesehen. Wir haben auch das für die Nachwelt dokumentiert, leider sind die 8 MB Film für einen Link hier ein bischen zu groß. Schade.

Vielleicht hat jemand der Leser einen Link zu einer vernünftigen Seite? Wenigstens eine wäre doch gut zu kennen oder? Die Technik selber kann ja nichts dafür, dass das Erstellen so einen verdammten Spaß macht, dass man so leicht Raum, Zeit, Geld und den Kunden aus den Augen verliert.

Für eine Entscheidung aus Benutzersicht, mit der Maxime: "Mache es Deinem Besucher leicht, er sucht Infos - keine Unterhaltung" könnte man ruhig mal aus dem Bauch heraus argumentieren. Fragen Sie sich selbst ernsthaft: Mögen Sie Flash-Seiten wirklich - kommen Sie dort mit der (bisher im Web) erlernten Bedienung zurecht oder ist immer ALLES anders? Wer soll ein Sprachrohr bekommen: Ihr Content oder der Programmierer?

Noch nicht mal kurioserweise bleiben denn auch die meisten Flashseiten recht contentarm. Eine Vermutung wäre, dass nach dem Begleichen der Rechnung (oops) nur noch wenig Budget für Content übrig ist, dass das Ändern von Content recht aufwendig ist (Moment, das macht unser Flash Gordon) oder einfach nur, dass Flash selbst der CONTENT ist. Ein Schelm, wer hierbei Schlimmes entdeckt.

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 19:31 | Kategorie: Web-Usability