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...ein humorvoller Blick
in die Küche der Webköche

Sheer veneer texturizer?

Ein neues Textverarbeitungsprogramm? Eine Musterprägemaschine für sauerstoffarme Blutgefässe...? Keines von beiden. Das steht auf einer -frau möge mir verzeihen- "Shampoo" Flasche für die pflegebewußte Frau. Auf einer anderen habe ich entdeckt: "Feuchtigkeitsshampoo" - Ich denke, das soll bedeuten, dass man es zusammen mit Wasser verwenden sollte...

Auf was ich hinaus will? Mal wieder auf auf unüberlegtes Verwenden von Fachbegriffen oder dem hype-sein-wollen durch englische Begriffe. Klar funktioniert das, wenn Frau bereits vor dem Shampoo-Regal steht und das Fläschen laut "sheer veneer...." ruft. Die Umgebung erklärt den Inhalt (meist) und je unverständlicher und hipper der Text, desto besser wirkt das Produkt doch - oder? ODER? Naja, nicht immer. So hat man mittlerweile herausgefunden, dass "Come in and find out" - der Slogan der Parfümeriekette Douglas bei vielen Kunden so ankommt: "Komm rein und finde wieder raus!" Kein Spaß. Und "Styling Mousse" wird als Maus zum Frisieren interpretiert. Die Body-Lotion wird für ein Bodenmittel gehalten und die Mailbox wird zwar mittlerweile als elektronischer Briefkasten richtig einsortiert - aber viele wundern sich trotzdem, was das mit einer Mehlbox zu tun hat... (nein, echt kein Spaß!)

Oh Mann, wie blöde sind die Konsumenten eigentlich? Wer aber verstanden hat, dass "Kundenorientierung" nicht nur ein Buzzword (hihihi) aus Marketingleiterbesprechungen sein muss, dem erschließt sich eine wichtige Erkenntnis: Man darf/sollte/kann den normalen Kunden nicht überschätzen. Er hat andere Dinge im Kopf, als jeder Begriffsbedeutung nachzujagen. Ja er kann oft schlicht gar kein Englisch (1/3 der Deutschen!), oder nur schlecht (ein weiteres Drittel!). Wer ist denn da nun fehl am Platz? Der Kunde, der in der Schule ("Look a boy, he ist Bob Miller" und "Listen a knock") nicht richtig aufgepaßt hat - oder der Marketingleiter - der mittlerweile anscheined völlig das Gefühl für den Kunden verloren hat? Die Frage ist leicht zu beantworten: Der Kunde ist noch nicht ersetztbar....

Und die Lehren für´s Web?
Ich glaube, die erübrigt sich hier. Sitemap? Login? Home?

Schlimmeres Beispiel gefällig? Ok, Augen zu, kramkram... Deutsche-Bank.de.
Startseite, nur mal die Navigationsbegriffe:

- Privatkunden und Asset Management
- Corporate und Investment Banking
- Research
- Group technology and Operations
- KYC / AML / Patriot Act
- Kurssuche mit maxblue
- Cultural Affairs
- db.com

Vorsichtshalber hab ich mal einen Screenshot angefertigt, falls Josefs Anwälte losschlagen, wenn sie das hier entdecken... Nein wirklich, das war die DEUTSCHE Startseite (oder "home", wie es hyper klingt...) der DEUTSCHEN Bank. Was an "deutsch" haben Sie bitte sehr nicht verstanden...?

Schön, wenn man soviel Gewinn macht, dass man auf vestehende Kunden keine Rücksicht nehmen muss. Den meisten anderen Unternehmen empfehle ich, die Kunden weder zu überfordern, noch sie zu überschätzen. Sie haben anderes zu tun, als unseren Slang zu lernen. Also stört sie nicht dauernd beim Geld-ausgeben-wollen mit Begriffen wie User-ID, Invoice oder Sitemap. Capiche?

Es grinst,
Mario Fischer

Geschrieben in Weblogs Kitchen um 18:33 | Kategorie: Tipps und Hinweise

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